Abenteuerreise - mal anders

Mit diesem Vorsatz melde ich mich am Outdoor-Männerseminar an. Die Sehnsucht nach Abenteuer treibt mich im Frühling 2018 ohne Smartphone aus dem Hause. Ich folge damit der Anweisung der Leiter, das Ding zu Hause zu lassen. Wann dies das letzte Mal der Fall war, daran kann ich mich schon gar nicht mehr erinnern. Unsicherheit macht sich breit. Schon nach einigen Metern vermisse ich das verdammte Ding bereits; denn ich habe die Abfahrtszeit meines Zuges vergessen. Aber auch ohne die App-Information meines Smartphones komme ich pünktlich beim vereinbarten Treffpunkt an. Danach vermisse ich es keine Minute mehr!

Im Zentrum des Wochenendes steht die Auseinandersetzung mit mir selbst. Kein einfaches Unterfangen. Das geht, glaube ich, bei keinem der Teilnehmer so locker flockig von sich. Mich reisst es innerlich hin und her, auf und ab und es tut auch weh. Ein Schmerz, den ich sehr wohl schon kenne, aber anscheinend elegant durch all die Ablenkungen im Alltag immer auf die Seite schiebe. Er kommt wieder auf. Ich habe hier aber keine Ausreden mehr. Keine Ablenkung. Vielmehr muss oder darf ich mich dieser Angst und dem Schmerz stellen, ihnen auf die Spur kommen. Das ist enorm spannend. Was daran spannend sein soll? Etwas, das ich aus diesem Weekend mitgenommen habe, ist, dass ich mal genau auf meine Angst höre und in meinen innerlichen Schmerz hin fühle. Weshalb kommen diese Gefühle auf? Und genau diese Erkenntnis erlange ich durch die Entdeckungsreisen auf meinem Weg allein in der Natur, durch die Rituale und Übungen, die uns die Leiter stellen.

Etwas vom schönsten und intensivsten an diesem Wochenendseminar ist die Erfahrung, dass ich mich zu keiner Zeit allein fühle. Die Gemeinschaft, die Präsenz der anderen Männer ist immer spürbar und für mich eine sehr grosse Stütze. Das Zuhören, die verschiedenen Geschichten, die unterschiedlichen Erlebnisse, all dies gibt mir das Gefühl von Geborgenheit. Genau deswegen will ich mehr Abenteuer mit anderen Männern erleben.

Und was hat mir dieses Abenteuer gebracht? Nach diesen drei Tagen bin ich mir selber so nahe wie noch selten zuvor in meinem Leben. Ich sitze Stunden allein im dunklen Wald und setze mich mit meinen Ängsten, Unsicherheiten auseinander. Das ist heftig! Die Ängste sind jetzt im Alltag nicht alle weg. Ich gehe auch danach nicht angstfrei durchs Leben. Aber ich habe erfahren, was passiert, wenn ich bei der Angst mal nachfrage, was ihre Botschaft ist. Ich schaue genauer hin. Das ist eine bereichernde Erfahrung.»

Marco Cadisch (1977), Personalbereichsleiter, Organisationsentwickler

Ein Projekt von wild side der Kirchgemeinde Köniz

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Kontakt: Marcel Ziegler, 078 758 17 53