Job Caddie Bern - Die Kraft der Worte

Ende Jahr 2019 kann Job Caddie Bern die dreijährige Projektphase erfolgreich abschliessen. Nach Entscheid der Trägerorganisationen wird Job Caddie in ein fortwährendes Programm überführt, so dass dieses auch weiterhin Jugendlichen zur Verfügung stehen wird. Im Interview erläutert der Projektleiter, Gérald Mathieu, die Vision und die Ziele von Job Caddie Bern und zeigt, wie Jugendliche vom Angebot profitieren können.

Mittwochmorgen, 10.15 Uhr. Amanda steht etwas zögerlich und verunsichert vor der Tür von Job Caddie Bern und weiss nicht so genau, was sie wohl erwartet. Die junge Frau hat im August ihre Ausbildung zur Gärtnerin EFZ begonnen und musste nach nur fünf Wochen feststellen, dass ihr der Job überhaupt nicht gefällt. Die Lehre hat sie in der Zwischenzeit abgebrochen. Nun steht sie ohne Ausbildungsplatz da und fragt sich, wie es für sie beruflich weitergehen soll. Für ein Coaching bei Job Caddie Bern hat sie sich selbst angemeldet. Dies ist für den Projektleiter, Gérald Mathieu, wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Begleitung der Jugendlichen. Nur zwei Tage nach ihrem Anruf bei Job Caddie Bern sitzt sie bereits in seinem Büro. Dass die Jugendlichen sehr rasch mit einem ersten Termin rechnen können, erachtet der Projektleiter als grosse Stärke.

Amanda ist in ihrer Situation nicht allein. Jährlich kommt es in der Schweiz zu etlichen Lehrabbrüchen und Lehrvertragsauflösungen. Zur Zielgruppe von Job Caddie Bern gehören Jugendliche mit Schwierigkeiten während oder nach der Lehre. Job Caddie begleitet diese nach Abbruch der Ausbildung, bei Aufhebung des Lehrvertrags oder bei Schwierigkeiten beim Einstieg in den Berufsalltag. Dabei werden die Jugendlichen in einem 1:1-Mentoring-Programm von Freiwilligen mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen begleitet.

Lösungsfokussiertes Gespräch

Im Erstgespräch nimmt Gérald Mathieu die jungen Menschen immer zuerst in ihren Ressourcen wahr. Wie wichtig die positive Rückmeldung zu den eigenen Stärken für die Jugendlichen ist, weiss der Projektleiter aus seiner langen Erfahrung als Coach. Kaum erstaunlich, dass die Botschaft zu genügen, so wie man ist, in den meisten von uns etwas Positives auslöst und Lust auf Entwicklung macht. Für den 37-jährigen Coach ist es von zentraler Bedeutung, den Jugendlichen auf Augenhöhe und mit bedingungsloser Wertschätzung zu begegnen. In seinen Gesprächen legt er darum den Fokus auf Lösungen und thematisiert den Ausbau von Stärken und Ressourcen, welche die Jugendlichen bereits mitbringen. Er ist überzeugt, dass es in der Kompetenz der Jugendlichen liegt, selbständig sinnvolle Lösungen und Ziele zu entwickeln. Im Erstgespräch setzt sich Amanda durch die ausgeklügelte Fragetechnik von Gérald Mathieu selbständig Ziele, ohne dies so ganz bewusst zu realisieren.

Das erste Gespräch ist nicht nur für Amanda, sondern auch für den Coach von grosser Bedeutung. Denn aufgrund der Ziele und Wünsche der betreuten Person sucht er einen passenden Mentor oder eine passende Mentorin. Dabei ist ihm ganz besonders wichtig, dass sich Mentee und Mentorin bzw. Mentor nicht nur beruflich, sondern auch persönlich verstehen. Der optimale Abgleich ist nur möglich, wenn der Projektleiter die Freiwilligen bestens kennt und in engem Kontakt und Austausch mit diesen steht. Sind der Mentee und die Mentorin oder der Mentor dann erstmal im gemeinsamen Austausch, fragt Gérald Mathieu in regelmässigen Abständen nach, wie sich die Situation entwickelt. Damit Job Caddie qualitatives Mentoring anbieten kann, finden in regelmässigen Abständen Weiterbildungen in Zusammenarbeit mit dem Istituto Marco Ronzani in Basel statt. So können die Freiwilligen ihre Kompetenzen und Fähigkeiten erweitern und vertiefen.

Text: Miriam Siegenthaler, OGG Bern
Foto: © OGG Bern

Gérald Mathieu im Gespräch mit Amanda

Noch näher zu den Jugendlichen

Seit 1. Oktober 2019 ist das Büro von Job Caddie Bern im Berner Generationenhaus gleich neben dem Hauptbahnhof zu finden. Das Angebot soll laufend ausgebaut und die hohe Qualität der Mentorate sichergestellt werden. Dazu werden ab 2020 noch mehr Ausbildungstage und Supervisionen für die Mentorinnen und Mentoren angeboten. Job Caddie Bern freut sich auf eine spannende Zukunft.