Singlefreundliche Kirche

Die Lebensformen in den letzten Jahrzehnten haben sich verändert und sind vielfältiger geworden. Dabei haben insbesondere die Einpersonenhaushalte zugenommen: in der Schweiz betragen sie mehr als ein Drittel der Haushalte (16% der Bevölkerung); in der Stadt Bern sind es sogar 45 % der Haushalte. Dazu kommen noch 4,6 % Eineltern-Haushalte mit Kindern.

Viele Singles führen ein aktives Leben und sind zufrieden mit ihrer Lebenssituation. Gesellschaftlich ist die Erhöhung der Anzahl Alleinstehender jedoch auch mit einem Anstieg der sozialen Isolation verbunden, was erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden hat. In mehreren Studien wurde aufgezeigt, dass Einsamkeit die Wahrscheinlichkeit für zahlreiche Krankheiten, wie Depressionen, Herzinfarkt, Krebs und Demenz erhöht. Auf staatlicher Ebene stellt dies höhere Anforderungen an die Gesundheits- und Sozialdienste.

Das Thema Kirche und Singles wird in England seit 2014 und in Deutschland seit 2019 diskutiert. Umfragen in diesen Ländern haben ergeben, dass Singles oftmals wegen ihres ehrenamtlichen Engagements in den Kirchgemeinden sehr geschätzt werden, Singles sich in der Kirchgemeinde aber oft nicht richtig wahrgenommen und integriert fühlen.

Heute gilt es, das Singlesein als vollwertige Lebensform anzuerkennen und Singles als eigenständige Zielgruppe mit ihren eigenen Lebensrealitäten und Bedürfnissen wahrzunehmen. Dabei ist zu bedenken, dass Singles sich in unterschiedlichen Lebenssituationen und -phasen befinden. Gemeinsam ist ihnen, dass sie nicht in einer Partnerschaft leben.

Singles sind Teil der Kirchgemeinden und sollen am kirchlichen Leben teilhaben und dieses mitgestalten. Eine singlefreundliche Kirche sollte daher Anstrengungen unternehmen, die wachsende Zahl von Einzelpersonen zu erreichen und einzubeziehen. Damit kann die Kirche einen wichtigen Beitrag gegen die Vereinsamung in der Gesellschaft leisten.

Manche Singles suchen Gemeinschaft und möchten sich mit anderen Menschen austauschen können. Es sollen daher in der Kirche offene und durchlässige Räume und Begegnungsmöglichkeiten geschaffen werden, in denen sich alleinstehende Personen willkommen fühlen und die es ihnen ermöglichen, neue Beziehungen und Netzwerke zu knüpfen. Singles sollen sich in einer partizipativen Form in die Kirche einbringen können um neue Formate zu entwickeln und zu initiieren, die ihren Bedürfnissen entsprechen. Ideen wären zum Beispiel Kochgruppen oder Lesezirkel zu gründen, zusammen kulturelle Anlässe zu besuchen oder gemeinsame Ausflüge zu planen.

Text: Gabriella Weber