Wie gelingen erfolgreiche Netzwerke?

Die diesjährige Sozialdiakoniekonferenz 2023 fand unter dem Motto «Diakonie im sozialräumlichen Kontext – Wie gelingen erfolgreiche Netzwerke?» im Calvinhaus Biel statt. Thematisch passte die Konferenz somit zum Leitsatz der Kirche 21 «Bewährtes pflegen – Räume öffnen». Gastgeberin war die Solidarische Kirche Biel.

Synodalratspräsidentin Judith Pörksen Roder und die für Sozialdiakonie zuständige Synodalrätin Ursula Marti eröffneten die Konferenz mit einer Würdigung der Arbeit der Sozialdiakoninnen und Sozialdiakone. Sie betonten die Wichtigkeit, alle Player – von den staatlichen Stellen über Institutionen/Organisationen bis hin zu den Freiwilligen und Ehrenamtlichen – einzubeziehen und so neue Netzwerke zu schaffen.

Informationen aus dem Synodalrat

Judith Pörksen Roder betonte, dass der psychischen Gesundheit, insbesondere jener von Kindern und Jugendlichen, besonderes Gewicht zugemessen wird. Die Synodalratspräsidentin erwähnte die bereits bekannten ensa Erste-Hilfe-Kurse, welche zur breiten Angebotspalette des Bereichs Sozial-Diakonie gehören und wies auf das neue Angebot «CAS Kinder- und Jugendseelsorge» der Theologische Fakultät der Universität Bern hin. Dieses ist auch offen für Nicht-Pfarrpersonen und Ehrenamtliche.

Wie jedes Jahr beantworteten die anwesenden Synodalrätinnen vorgängig gestellte Fragen. Marti und Pörksen Roder bestätigten, dass das Anliegen betreffend Anstellung von Sozialdiakon:innen (und Katechet:innen) bei der Kantonalkirche im Synodalrat angekommen sei. Zudem nahmen sie Stellung zur Frage, wie offene Angebote in den Kirchgemeinden besser realisiert werden können, wenn nicht alle Mitglieder des Kirchgemeinderates dafür zu gewinnen sind. Hier sei es wichtig, so die Antwort, dass dem KGR eine klare Beschreibung des Angebots vorgelegt werde: Ist die Veranstaltung inhaltlich oder geht es um Begegnung? Wer wird warum angesprochen? Von wem genau kommt das Angebot? Und nicht zuletzt: In der Kirchenordnung, Art. 76, verpflichten wir uns, für alle da zu sein.

sdv und Kirche in Bewegung

Petra Wälti (Vizepräsidentin sdv) nahm Bezug auf die Ausstellung   «A Mile in my Shoes» im Berner Generationenhaus. Indem wir in die Schuhe eines anderen schlüpfen, schaffen wir Kontakt und Verbindung zum Gegenüber. Das ist auch in der Netzwerkarbeit entscheidend.

Stephan Loosli (Präsident sdv) bestätigte, dass auch der sdv von ganz verschiedenen Schuhen lebt und ist froh um Mitglieder, die ganz unterschiedlich unterwegs sind. Zudem wies er auf die geplante unabhängige Beratungsstelle für Pfarrpersonen, diakonisch tätige Personen sowie Katechet:innen hin. Die Vereinheitlichung der Löhne und der Arbeitsbedingungen stehen seit Jahren als «Wunsch» auf dem Programm des sdv.

Franziska Huber stellt den Erprobungsfonds der Kirche in Bewegung vor. Das Ziel von Kirche in Bewegung ist, Aufbrüche, Innovationen und neue Ideen dazu, wie Kirche heute präsent sein kann, miteinander zu vernetzen. Wer gerne mit neuen Projekten experimentiert, wer sein Wissen gerne teilt, wer ausserordentliche Ideen hat: der Erprobungsfonds kann finanzielle Mittel und ein Netzwerk zur Verfügung stellen.

Wie gelingen erfolgreiche Netzwerke?

Pascal Lerch, Laura Lombardo und Jürg Walker von der Solidarischen Kirche Biel gaben einen Einblick in gelingende ökumenische Zusammenarbeit und die Pflege regionaler Netzwerke. Mit dabei waren auch der Leiter der Abteilung Soziales der Stadt Biel, Thomas Michel, und die Sozialdiakonin Christina von Allmen aus Nidau. Zur Sprache kamen Projekte in Zusammenarbeit mit städtischen Institutionen, zum Beispiel den Quartierinfo-Treff in Biel. Konkret wurde eine von Freiwilligen der Kirchgemeinde Biel geführte Kaffeestube im Quartier Bözingen in den städtischen Quartierinfo-Treff integriert.

Weitere Beispiele einer gelungenen Vernetzung: das Café Santé gemeinsam mit Pro Senectute.  Das Café Santé bietet Aktivitäten und Vorträge rund um Gesundheitsthemen. Oder ein Projekt mit dem Verein «Alle Menschen» im Asylbereich. Gemeinsam wurde ein Treffpunkt für abgewiesene Flüchtlinge, die in einer Container-Siedlung im Quartier Bözingen lebten, betrieben.

Die Erfahrung in Biel zeigt: Auf allen Ebenen der Zusammenarbeit ist es wichtig, die Rolle und die Aufgaben des Gegenübers ernst zu nehmen. Nur so können gute, tragfähige Beziehungen aufgebaut werden. Fazit: Netzwerkarbeit ist Beziehungsarbeit und eine Frage der Haltung.

Erkenntnisse und Ideen sammeln

Im weiteren Programm arbeiteten die Anwesenden in Gruppen mit den anwesenden Expert:innen an unterschiedlichen Themen. Anschliessend wurden die Ideen, Inspirationen und Erkenntnisse im Plenum ausgetauscht.  Ein weiter Bogen wurde gespannt: von Netzwerken mit staatlichen Stellen über Projekte mit anderen Kirchgemeinden, ökumenischer und interreligiöser Arbeit bis hin zu Quartiertreffen.

Fotoprotokoll der Gruppenarbeiten (PDF)

 

Text: Susie Saam
Fotos: Tom Kaffka

Impressionen