Armut

Von Armut betroffen sind in der Schweiz vor allem Alleinerziehende mit minderjährigen Kindern, Grossfamilien, Frauen mit geringer Altersvorsorge, Menschen mit Migrationshintergrund, Personen ohne Ausbildung und damit oft ohne Zugang zum Arbeitsmarkt sowie Menschen mit gesundheitlichen und psychischen Belastungen oder Suchtproblemen.

Was versteht man unter Armut?

Der Armutsbegriff variiert je nach Kontext und Sichtweise, er ist abhängig von gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Wertvorstellungen. Üblicherweise wird mit Armut assoziiert, dass grundlegende Lebensbedürfnisse wie Wohnen und Nahrung nicht gedeckt sind. Der soziale Status sowie Möglichkeiten der Lebensgestaltung hängen ebenfalls von der Verfügbarkeit von finanziellen Mitteln ab. Eine erweiterte Perspektive für die Beschreibung von Armut berücksichtigt zudem den Lebensstandard der jeweiligen Gesellschaft: Damit sind auch Bedürfnisse umfasst, die über eine rein materielle Grundversorgung hinausgehen. Armut betrifft alle Lebensbereiche und hat Auswirkungen auch auf Ausbildungsperspektiven, auf Gesundheit oder Sicherheit. Armut bedeutet oft auch den Ausschluss vom gesellschaftlichen Leben und führt zu sozialer Isolation. 

Verschiedene Stufen der Armut

  • Die absolute Armutsquote erfasst alle Personen in Haushalten mit einem Einkommen, das nicht ausreicht, um das Existenzminimum gemäss SKOS (Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe) zu finanzieren.
  • Die Relative Armut oder Armutsgefährdung bemisst sich in Relation zum Lebensstandard in der Gesamtbevölkerung. Wenn das Einkommen weniger als 60% des Medianeinkommens der gesamten Haushalte beträgt, wird dies als relative Armut bezeichnet. Viele Menschen leben nur knapp über der Armutsschwelle und befinden sich ebenfalls in prekären Verhältnissen.
  • Die Armut unter Berücksichtigung von finanziellen Reserven berücksichtigt, dass nebst dem Einkommen auch Vermögen finanziellen Spielraum bietet, um den täglichen Grundbedarf zu decken. Die meisten verfügbaren Untersuchungen zur Armut, wie auch die Indikatoren des BFS (Bundesamt für Statistik), beschränken sich bei der Armutsmessung auf das Einkommen. Angaben zu finanziellen Reserven geben weitere Erkenntnisse zur Armutsbetroffenheit. Dabei wird berücksichtigt, ob Haushalte über finanzielle Reserven verfügen, mit denen der Mindestbedarf (Existenzminimum) für 12 Monate finanziert werden kann. Vor allem Rentnerinnen und Rentner decken oftmals einen Teil ihrer Lebenskosten durch ihre Ersparnisse.
  • Von materieller Entbehrung wird gesprochen, wenn Personen einen Mangel in elementaren Lebensbedingungen und/oder Gebrauchsgütern aufweisen, die von der Bevölkerungsmehrheit als wesentlich erachtet werden. Zum Beispiel sind sie nicht in der Lage, unerwartete Ausgaben von 2500 Franken in Monatsfrist zu bezahlen, pro Jahr eine Woche Ferien auswärts zu finanzieren, sich jeden zweiten Tag eine fleisch- oder fischhaltige Mahlzeit zu leisten (oder vegetarische Entsprechung), die Wohnung ausreichend zu heizen oder für die Kosten eines Telefons, eines Fernsehers, eines Autos aufzukommen.

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