Unterstützende Angebote der reformierten Kirchen
Viele Menschen mit knappen Mitteln kennen die begleitenden und unterstützenden Angebote der Sozialdiakonie, vor allem, wenn sie kaum auf ein eigenes soziales Netz zurückgreifen können.
Begleitung und Sozialberatung
Im Kirchengebiet bieten rund 80 Mitarbeitende der Sozialdiakonie eine unentgeltliche, professionelle Beratung und Begleitung, wenn dies angezeigt und erwünscht ist. Diese wird in schwierigen Lebenslagen oft über längere Zeit in Anspruch genommen. Der Zugang ist niederschwellig und kostenlos. Besonders in belastenden Lebenssituationen wenden sich Menschen an die Kirche, um mit einer Fachperson ihre Situation sowie Handlungsoptionen zu besprechen. Die kirchliche Begleitung hilft auch, über persönliche Schwierigkeiten hinwegzukommen, seien es psychische Belastungen, erfahrenes Unrecht, Mobbing, gesundheitliche Probleme, Geldsorgen, Arbeitslosigkeit oder Sinnfragen.
Es kommen sowohl junge als auch ältere Leute, Personen mit Migrationshintergrund, oft sogenannte Working poors, oder Alleinstehende mit Kindern, die Teilzeit arbeiten und das Einkommen mit den Alimenten nicht ausreicht. Auch ältere Pensionierte werden in administrativen Angelegenheiten unterstützt, oder wenn der Eintritt ins Altersheim oder die Pflege des Ehepartners organisiert werden muss. Geholfen wird aber auch in ganz praktischen Angelegenheiten, etwa bei Stellenbewerbungen, bei der Wohnungssuche, beim Erstellen eines Budgets oder bei Behördenkontakten. Bei den Sozialberatungen werden oftmals folgende Themen besprochen und abgeklärt:
- Abklärung der finanziellen Situation
- Budget aufstellen
- Mahnstopp
- Fragen zu Niederlassungs- und Aufenthaltsbewilligung
- Beantragen von Kinderzulagen beim Arbeitgeber
- Steuererlass (teilweise bei ausserordentlichen Umständen: Verlust der Arbeit, Krankheit, Trennung)
- Administratives
- Bussen
- Wohnung
- Versicherungen
Benötigen Hilfesuchende weitere Unterstützung, werden sie an spezialisierte Beratungsstellen und Institutionen weitergeleitet. Dies sind zum Teil Angebote der Kirchgemeinden, von sozialen Institutionen vor Ort oder im Kanton (z.B. Pro Senectute). Es existiert ein flächendeckender Austausch mit Sozialdiensten, Erziehungsberatungsstellen, Quartier- oder Frauenvereinen, oder Jugendgruppen, da diese einen wichtigen Beitrag für den sozialen Zusammenhalt und die Integration leisten.
Finanzielle Hilfe
Kirchgemeinden haben für Menschen in Not stets eine offene Tür. Pfarrpersonen oder Mitarbeitende der Sozialdiakonie verfügen häufig über Hilfskassen, aus denen sie Hilfesuchenden einen Betrag im Sinne einer Nothilfe abgeben können. Oft werden auch Stiftungen angeschrieben und Gesuche um finanzielle Unterstützung verfasst. Nicht selten entfällt damit der Gang zum Sozialdienst oder ein Abgleiten in die Schuldenfalle kann verhindert werden. In der Stadt Bern wird die Soforthilfe in Notsituationen teilweise durch die Passantenhilfe gewährleistet, die ohne Voranmeldung aufgesucht werden kann. Bei Bedarf werden die Personen auch auf Angebote der öffentlichen Sozialdienste aufmerksam gemacht, zu denen ein gutes Einvernehmen besteht.
Weitere Angebote
Die Kirchgemeinden ermöglichen mit ihren finanziellen Mitteln, Angestellten und Freiwilligen eine Vielzahl von Angeboten. Beispiele dafür sind Mittagstische mit günstiger oder Suppenküchen mit oftmals kostenloser Verpflegung, Tauschbörsen zur Anschaffung günstiger Kinderkleider, Repair-Cafés als Alternative zur Anschaffung von Neugeräten, Vermittlung von Nachbarschaftshilfe, das Begleiten bei Einkauf oder Arztbesuch, Aufgabenhilfen für Kinder oder Orte, wo die hiesige Sprache geübt werden kann.
Weitere Beispiele sind: Teestuben, Asylcafés, Männertreffs, Spielnachmittage oder Frauentreffs. An all diesen Orten kommen Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammen. Wenn sie sich öffnen, kommen oftmals Nöte und Sorgen zur Sprache. Diakonische Mitarbeitende sprechen mit ihnen im Vertrauen und nehmen ihre Anliegen auf. Gerade in ländlichen Gebieten sind solche Treffpunkte wertvoll, wenn keine Restaurants oder andere öffentlichen Räume mehr vorhanden sind. Erwähnenswert sind auch die meist kostenlosen Anlässe zu spezifischen Themen, etwa interkulturelle Essen oder Veranstaltungen zu Lebensfragen. Zu diesen haben Menschen aus allen sozialen Schichten Zugang, Armutsbetroffene bleiben nicht – wie sonst oft – von sozialen Kontakten ausgeschlossen.