Wie ticken die Generationen?

«Kirche im Spiegel der Gesellschaft», so das Thema der Sozialdiakoniekonferenz 2024. Ein Generationenbarometer zeigte mögliche Ansätze für die Sozialdiakonie. Gastgeberin war die Kirchgemeinde Paulus in Bern.

Wie wichtig die Beschäftigung mit Generationenfragen für die Kirche ist, betonte Synodalrätin und Grossrätin Ursula Marti in ihren einleitenden Worten zusammen mit Synodalratspräsidentin Judith Pörksen Roder: Eine Umfrage hat ergeben, dass die Sozialdiakonie am meisten Aufwand im Bereich der Jugend- und Altersarbeit betreibt.

Im Anschluss beantworteten Marti und Pörksen Roder Fragen der Anwesenden. Im Kontext der geplanten Reorganisation der Refbejuso gelangte eine Frage an den Synodalrat, welche die potenziellen Folgen einer solchen Umstrukturierung auf die Arbeit der Sozialdiakonie ansprach. Ursula Marti betonte, dass die Reorganisation zum einen ein Näherrücken der drei Ämter fördern und zum andern das Fachgebiet «Diakonie» stärken soll. Gewohnte Formate für den fachlichen Austausch und die Vernetzung sowie die jährliche Konferenz sollen erhalten bleiben.

Pörksen Roder informierte über die im Grossen Rat im März abgelehnte Motion Reinhart. Diese forderte die Freiwilligkeit der Kirchensteuer für juristische Personen und wird nun als Postulat weiterbehandelt. Das Ziel sei nun laut Marti, das Steuersystem zu überprüfen und allenfalls neu auszugestalten, was besser sei, als wenn die Steuer ganz wegfallen würde.

Brücke zwischen Hip-Hop und Kirche

Wie gerade die junge Generation für die Kirche begeistert werden kann, zeigte Gabriel Friderich mit der Arbeit des Hip-Hop Center in Bern. Die Organisation für alle Bereiche der namensgebenden Subkultur organisiert neben Musik-, Schreib-, und Graffiti-Workshops auch regelmässig Hip-Hop-Gottesdienste. «Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, die Brücke zwischen Hip-Hop und Kirche zu schlagen», meinte Friderich. Dass Hip-Hop auch zur Konferenz der Sozialdiakonie passt und für die nötige Auflockerung sorgt, bewiesen Friderich und seine Kolleg:innen mit regelmässigen Rap Intermezzos und einem Flash-Mob: Die buchstäbliche Kirche in Bewegung.

Generationenbarometer: Differenz und Homogenität

«Das Alter ist einerseits eine feste Grösse, andererseits ein Interpretationsfeld», betonte Gastredner und Leiter des Generationenhaus Bern, Till Grünewald. Die Metadaten, welche eine alternde Gesellschaft erkennen lassen, stehen fest. Spannend werde es aber, wenn man den Einfluss dieses Strukturwandels untersucht. Grünewald präsentierte eine aktuelle Studie von Sotomo, welche anhand von Umfragen ermittelte, wie verschiedene Generationen denken und was sie beschäftigt. Das Fazit des Barometers und von Grünewalds Arbeit: Zwischen den augenscheinlichen Differenzen steckt auch Homogenität über alle Altersgruppen hinweg. Das Ziel eines erfolgreichen Generationenmanagements sei dabei nicht die Aufhebung dieser Differenzen, sondern ein partizipatives und auf dem Konsentprinzip gestütztes Zusammenleben und -arbeiten, so Grünewald.

Im Anschluss gingen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Gruppen der Frage nach, wie die Sozialdiakonie die neuen Einsichten in den kirchlichen Alltag implementieren kann. So kann die Sozialarbeit der Diakonie beispielsweise helfen, Generationsstereotype abzubauen und Menschen verschiedenen Alters zu vernetzen – sowohl bei der Kundschaft als auch bei den Mitarbeitenden. Weitere Gruppen resümierten, dass befristete Projekte sowohl bei den Jungen als auch bei den Jungsenior:innen die Hemmschwelle für Freiwilligenarbeit reduzieren können. Um Differenzen zwischen den Generationen im Sinne eines erfolgreichen Managements der Generationen nicht aufzuheben, sei es allerdings auch entscheidend, dass nicht alle Räume generationsübergreifend gedacht werden.

Text: Omid Bahrampour
Fotos: Sam Müller und  Gabriel Friderich